Donnerstag, 29. September 2011

The Fog - Nebel des Grauens (1980)


Der Begriff "Gruselfilm" ist wohl schon so Asbach wie die Steinzeit. Heute heißen Filme, welche zum "Gruseln" da sind, "Horrorfilme". Find ich eigentlich ziemlich unangebracht, weil richtig schöner Grusel hat mit dem heutigen Horror-Streifen relativ wenig zu tun. Wer hat schon bei einem Horror-Thriller alá "Scream" ne Gänsehaut? Wem läuft bei einem Splatter-Festival wie "Braindead" ein Schauder über den Rücken? Die meisten heutigen Horror- und Gruselfilme haben kaum noch Atmosphäre, Neil Marshall's "The Descent" mal ausgenommen. Auch der Soundtrack lässt mehr als zu wünschen übrig. Das alles vermisst man leider heutzutage, sodass man gerne auch mal in die Vergangenheit zurückgreift, und fantastisches aus dem Regal zieht. In diesem Fall "The Fog - Nebel des Grauens" von Regie-Veteran John Carpenter ("Die Klapperschlange", "Das Ende", "Die Mächte des Wahnsinns"). 


Wenige Minuten vor Mitternacht, erzählt der alte Seebär Machen (John Houseman, "Rollerball", "Die Geister, die ich rief...") die Geschichte der "Elizabeth Dane". Beschaulich am Lagerfeuer, ein bedrohlicher Score im Hintergrund. Einige Kinder lauschen dem graubärtigen Mann. "Vor 100 Jahren, gab es es ebenso ein Lagerfeuer. Das Schiff verwechselte es mit dem Leuchtturm der Küstenstadt "Antonio Bay". Doch ein Unfall war das nicht. Die Besatzung war an Lepra erkrankt, und hatte vor sich in "Antonio Bay" niederzulassen. Eine Gruppe von dort lebenden Männern zündete das Feuer, um das Schiff in den sicheren Tod in den Klippen zu führen. Nun, sagt man sich, würde die Besatzung der "Elizabeth Dane" 100 Jahre nach dem Geschehen wiederkehren, um sich an den Bewohnern von "Antonio Bay" zu rächen. Die Geschichte soll sich bewahrheiten, den dichter, böser Nebel zieht auf..."

John Carpenter weiß einfach wie kaum ein anderer eine Story so zu verpacken, das sie stimmungsvoll und unnachahmlich fesselnd ist. Dieses Kunststück gelang ihm bei seinen spät 70er und 80er Werken immer. Welche Filme waren das nochmal? - Kein Problem! - "Das Ding aus einer anderen Welt", "Die Klapperschlange", "Assault - Anschlag bei Nacht", "Halloween - Die Nacht des Grauens", "Christine" - Alle absolute Sahne! Für heutige Schlaumeier natürlich nicht "spektakulär" genug. Zu wenig Gore. Zu wenig Humor. Ach - die haben alle keine Ahnung. Natürlich sind Carpenter's Filme völlig humorlos. Zumindest die, die ich genannt habe. Sie verbreiten eine Eiseskälte. Dichteste Atmosphäre. Perfekt getimte Schockmomente. Krasse Szenen und vorallem einen bahnbrechenden, unfassbar beängstigenden, eingängigen Soundtrack. Egal welchen Film ich hervorheben würde, der Score ist immer fantastisch. Selbst bei eher schwachen Werken wie "They Live!" oder "Ghosts of Mars" stimmt immerhin dieser. 

Wie in Vorangehenden und auch Nachfolgenden Filmen, hat Carpenter immer ein Grundgerüst aus Darstellern, welche er für seine Filme verwendet. Seine damaligen Lieblinge Kurt Russell ("The Thing", "Big Trouble in little China", "Klapperschlange", "Elvis") und Jamie Lee Curtis ("Halloween") setzte er gerne ein und machte aus ihnen Top-Stars. Hier in "The Fog" brachte er ebenfalls einige zum Einsatz, für die dieser Film ein ordentliches Sprungbrett war. Adrienne Barbeau ("Die Klapperschlange", "Das Ding aus dem Sumpf") und Tom Atkins ("Die Klapperschlange", "Lethal Weapon", "Halloween 3") zum Beispiel. Aber auch gestandene Actoren verliefen sich vor die Kamera. Carpenters Kumpel Charles Cyphers ("Death Wish 2", "Der Grenzwolf") und Hal Holbrook ("Into the Wild", "Wall Street", "Magnum Force") sind ebenso Film Veteranen wie Carpenter selbst. Er findet einfach immer die beste Mischung aus Jung und Alt, aus Neu und Erfahren. Das ist auch heute noch so.

"The Fog - Nebel des Grauens" ist damals wie heute ein fantastisches Stück Zelluloid, welches ebenso zu schocken als auch zu unterhalten weiß. Starke Darsteller, schnörkellose Regie und eingängiger, beunruhigender Score. Besser geht Grusel kaum, daher...

Wertung: 9/10
Mit-Frau-Wertung: 7/10
Kinder: Nein!


Dienstag, 27. September 2011

Street Kings (2008)

Ich liebe Cop-Thriller. Je härter und schonungsloser jener ist, desto besser. Dieses Genre fokussiert sich meistens auf zwei Sparten - die Korrupten und dessen Gegner. Häufig sind die "guten" Jungs dann Saubermänner wie beispielsweise Det. Lt. Ed Exley (Guy Pearce) in Curtis Hanson's Meisterwerk "L.A. Confidential". Nicht überall funktioniert diese Rolle. Es gibt auch überaus ätzende Beispiele wie z.B. Sgt. Leland Blanchard (Aaron Eckhart) und Dwight Bleichert (Josh Hartnett) im immens enttäuschenden Brian de Palma Debakel "Black Dahlia". 



Wie umgeht man dann diese ärgerliche Situation? - Man stellt dem Saubermann einen Charismatischen Gegner gegenüber. In L.A. Confidential waren es neben der fantastischen Handlung und der Top-Location keine geringeren als Kevin Spacey und Russell Crowe. Das ist natürlich eine Hausnummer. Wichtig ist neben dem Cast aber auch die nachvollziehbare und dichte Inszenierung eines guten Scripts. Was eignet sich da besser als die Interpretation von einem der Romane des legendärsten Cop-Thriller Autoren schlechthin - James Ellroy? - Nichts, richtig! - "L.A. Confidential" stammt aus Ellroy's Feder. Ebenso die starken "Dark Blue (2002, Kurt Russel)" und "Der Cop (1988, James Woods). Das De Palma für "Black Dahlia" ebenfalls eine Ellroy-Adaption nutzte, fällt da aus dem Rahmen. Die literarische Vorlage war Spitze, die Umsetzung schwer verdaulich und nur herzlos aus dem Zusammenhang und dem eigentlich sehr interessanten Mordfall gerissen. Warum ich das alles erzähle? - "Street Kings" basiert ebenso auf einem Ellroy'schem Werk. Der verfasste nämlich wie bei "Dark Blue" höchstpersönlich das Drehbuch.

Hier in "Street Kings" haben wir es mit einem ganzen Haufen von bitterbösen Wichsern in blauer Uniform zu tun. Da will aber ein gewisser Detective Tom Ludlow (Keanu Reeves, "Gefährliche Brandung", "Matrix") die Ermordung seines Partners rächen. Für Rache sind ihm alle Mittel und Wege recht. Auch vor Mord schreckt er nicht zurück. Schließlich wird ihm vom zynischen Captain James Biggs (Hugh Laurie, "Dr. House", "Flug des Phönix") der junge, unerfahrene Cop Diskant (Chris Evans, "Captain America", "Final Call") von der Akademie an die Seite gestellt. Gemeinsam decken sie ein Komplott auf, das bis in den oberen Rängen verankert ist.



Typisch für Ellroy ist die Korruption das zentrale Thema seiner Storys. Die Cops sind saufende, koksende und rumvögelnde Dreckschweine ohne jegliches Gewissen. Da werden Zeugen, Informanten und Verdächtige nicht unbedingt zart beseitigt und auch mit den Kollegen wird unwirsch umgesprungen. Der Freund des Cops ist Geld, denn Geld bedeutet Macht. Und Macht, ist dass was alle wollen. Nicht unbedingt neu, aber funktioniert blendend. Ich persönlich mag Cop-Thriller ohnehin extrem gerne. An dieser Stelle sei die Serie "The Shield" jedem ans Herz gelegt, sofern man sich für solche Thematiken begeistern kann.


Die Darstellerriege ist famos. Jeder einzelne ist fantastisch besetzt. Selbst ich als Keanu Reeves' schärfster Kritiker zeuge seiner Leistung Tribut. Bis in die Nebenrollen wurde hier nicht gekleckert, sondern geklotzt. Da tummeln sich Sternchen wie z.B. Forest Whitaker ("The Last King of Scotland", "Ghost Dog", "The Shield"), Jay Mohr ("Hereafter", "Jerry MaGuire"), Terry Crews ("The Expendables", "Training Day"), John Corbett ("The Messengers", "Tombstone") und Amaury Nolasco ("Max Payne", "Prison Break"). Dazu die oben bereits genannten Laurie und Evans. Liest sich doch ganz ordentlich. Ist es auch! Regisseur David Ayer hat in seinem zweiten eigenen Film, nach "Harsh Times", ordentlich Geld und Material zur Verfügung gehabt, und sie glücklicherweise nicht verbrannt.

Die FSK 18 (Keine Jugendfreigabe) geht absolut in Ordnung. Der Härtegrad überschreitet absolut die bisherigen Ellroy-Verfilmungen. Im Kino gab's ne leicht gekürzte Fassung zu bewundern. Diese Fassung war lediglich um einen Hieb mit der Schaufel von Reeves länger. Warum allerdings 20th Century Fox bei Release der DVD aus der ungeschnittenen, ca. 2 Sekunden längeren Fassung einen "Director's Cut" gemacht hat, bleibt wohl deren Geheimnis. 



Normale Bewertung: 08/10
Mit-Frau-Bewertung: 06/10
Kinder: Nein!



Montag, 26. September 2011

Splinter (2008)

Eigentlich gehen mir "Geheimtipps" im Horror-Genre mächtig auf die Nüsse. Meistens schocken sie nicht mehr als diverse Blockbuster, sehen billig aus, und ärgern den geneigten Zuschauer mit talentlosem Schauspielermaterial. Doch in den letzten Jahren schlichen sich immer mal wieder echte Kracher in die Videotheken-Regale. Filme, die hierzulande so gut wie keine Sau kennt, wenn er nicht regelmäßig die einschlägigen Filmzeitschriften durchforstet. So geschah es damals mit "Acolytes" (den werde ich hier sicher auch noch irgendwann mal abhandeln), so nun auch mit "Splinter". Man sollte aber natürlich nicht vergessen, das "Splinter" eigentlich kein "Geheimtipp" werden sollte. Der britische Regisseur Toby Wilkins legte mit "Splinter" ein ordentliches Spielfilmdebüt ab, nachdem er jahrelang nur mit Kurzfilmen auf sich aufmerksam machte. Das alles scheint für den objektiven Betrachter relativ belanglos zu sein, doch da "Splinter" technisch absolut einwandfrei geraten ist, sollte es auch lobend erwähnt sein. Nicht jeder legt so ein Debüt an den Tag.

Nun aber zum eigentlichen, dem Film. Wer bei "Splinter" an die nette, kampferprobte Ratte aus dem Gulli der Turtles denkt, liegt eigentlich gar nicht so falsch wie er vielleicht denkt. Tatsächlich hat man es hier mit einer Art "Nager" zu tun. Zumindest mutet das Titel gebende Geschöpf wie ein Stachelschwein an. Doch im Grunde ist es ein Parasit, der.. ach, guckt selber. Gut, gut - Das klingt natürlich echt scheiße! Trash pur halt - Mitnichten! Das Gerüst der Story ist absolut ordentlich versponnen worden. 

Seth (Paulo Costanzo, "Road Trip", "Royal Pains") und Polly (Jill Wagner, "Blade - Die Jagd geht weiter") wollen ein schönes Wochenende mit Campen verbringen. Dumm nur, das daß Gaunerpärchen Farell (Shea Winningham, "The Lincoln Lawyer", "Machete") und Lacey (Rachel Kerbs) ne Autopanne hat. Die beiden Outlaws haben scheiße gebaut, und wollen nicht den ADAC, sondern des lieben Pärchens Auto. Da Lacey so stoned ist, das sie nicht fahren kann und Farell die Knarre halten muss, werden Seth und Polly kurzerhand als Geiseln genommen. Man braust so vor sich hin, und muss halt auch mal tanken. Da beginnt dann der Alptraum für unsere vier Darsteller. Verschanzt in einer extrem kleinen Tanke versucht man dem Wesen zu entkommen. 

Darstellerisch ist das ganze absolut in Ordnung. Paulo Costanzo mimt eigentlich die gleiche Rolle wie in "Royal Pains". Könnte fast ein Spin-Off sein, wenn's nicht so ein Genre-Overkill wäre. Da im gesamten Film nur 6 Personen zu sehen sind, kann man sich gut auf diese kleine Garde konzentrieren und löblicherweise bleiben einem die nervige und klischeehafte Aktionen erspart. Kreischerei und Heulerei inbegriffen. Besonders hervorzuheben ist in meinen Augen aber dennoch Shea Winningham. Den Psycho mit dem irren Blick mimt er hervorragend. Irgendwie wird man nie das Gefühl los, das ihm das ganze über alle Maßen Spaß bereitet hat. Nen Golden Globe oder Oscar gibts natürlich für keinen.

Das stärkste sind selbstredend die Effekte. Man sollte nicht vergessen, das in der ungeschnittenen Fassung dieser Streifen ab 16 freigegeben wurde. Ne KJ wäre absolut angemessen gewesen. Immerhin gibts deftiges Gekröse - abgetrennte Extremitäten inkl. der fiesen Amputation, Innereien, Headshots und ne nett anzusehende "Zweiteilung". Selbstverständlich sind diese Gewaltausbrüche für den geneigten "Splatter-Kiddie" oder einfach nur für "Sauharte-Motherfucker" der pure Witz. Ich für meinen Teil gucks ganz gerne, bin aber der Meinung, das Kinder und Jugendliche das nicht unbedingt sehen sollten.

Nach guten 79 Minuten ist der Spaß dann vorbei, und man kann sagen, das der Film auch nicht  länger hätte sein dürfen. Durch die straffe Laufzeit kommt kaum Langeweile auf und das Tempo fördert die Spannung. 

Normale Bewertung: 6,5/10
Mit-Frau-Bewertung: 02/10
Kinder: Nein!